Verleihung Albrecht-Daniel-Thaer Förderpreis für herausragende Bachelor- und Masterarbeit am  22.11.2024

 

 

Auch in 2024 wurde der Albrecht-Daniel-Thaer-Förderpreis von der Albrecht-Thaer-Gesellschaft in Kooperation mit dem Chapter Agrarwissenschaften des Alumni e.V. der Universität Göttingen in Göttingen in der Aula am Wilhelmsplatz vergeben.

Prämiert wurden entsprechend unseren solche, die thematisch und qualitativ ungewöhnlich und überdurchschnittlich anspruchsvoll sind. Voraussetzung für die Teilnahme am Auswahlverfahren war eine Benotung mit 1,0 bzw. 1,3 mindestens 1,7. Die originellste Bachelorarbeit soll einen besonderen Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis haben.

Für den Bereich Bachelorarbeit wurden die Urkunden von unserem Direktor, Herrn Fabel, überreicht. Es gab zwei Arbeiten, die als Zweitplatzierte ausgewählt wurden.

Herr Simon Cornelius Ulrich befasste sich mit dem Thema: Bedeutung von Erntehelfern für die Arbeitserledigung auf deutschen Acker- und Futterbaubetrieben: Eine qualitative Untersuchung vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels.

Erntehelfer bzw. Aushilfen erbringen bis zu 18,5 % der Arbeitskraft. Allerdings ist die Betrachtung von Saisonarbeit in Acker- und Futterbaubetrieben in der Forschung bisher nicht vertreten. Mit leitfaden-gestützten Interviews wurden Betriebsleiter befragt. In überzeugender Weise konnte herausgearbeitet werden, dass zwar die Lohnkosten aufgrund fehlender Sozialversicherungsabgaben geringer sind, aber der Vorteil für die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, den Mehraufwand durch die Einarbeitung oder erhöhten Reparaturaufwand verloren geht. Gleichwohl spielen Erntehelfer auf den Betrieben, auf welchen sie eingesetzt werden, eine erhebliche Rolle innehaben. Oftmals ist die Tätigkeit Ausgangspunkt für eine dauerhafte Beschäftigung.

Weitere Zweitplatzierte ist Frau Jana Schwermann. Das Thema ihrer Arbeit lautet:
Phytotoxische Effekte von Cinmethylin auf Wintergerste sowie seine Wirksamkeit gegen Ackerfuchsschwanz

Ackerfuchsschwanz stellt im Ackerbau eine zunehmende Herausforderung dar, da dieses Ungras aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit an den Wintergetreideanbau und der Entwicklung von Resistenzen gegenüber verschiedenen Herbizidwirkmechanismen erhebliche Ertragsverluste verursachen kann.

Eine Zulassung des Wirkstoffes innerhalb der Europäischen Union ist zurzeit noch ausstehend. Im Gewächshaus wurden drei unterschiedliche Ackerfuchsschwanz-Biotypen getestet. Neben den Versuchen im Gewächshaus wurden zwei Freilandversuche in Loccum bzw. Neuland durchgeführt. Am Standort Loccum waren keine phytotoxischen Effekte des Herbizids auf die Gerste erkennbar. Eine Wirkung auf den Ackerfuchsschwanz ließ sich anhand der unterschiedlichen Boniturmaßnahmen feststellen. Allerdings kommt die Bachelorarbeit von Frau Schwermann zum Ergebnis, das sich die Unterschiede der Herbizidwirkung auf die hohe Abhängigkeit des Wirkstoffes Cinmethylin von Umweltfaktoren – wie z.B. die Wirkung von der Bodenfeuchte
zurückführen läßt. Die Saatstärke hatte keinen nennenswerten Effekt.

Erstplatzierter ist Herr Hans-Asmus Otto für seine Bachelorarbeit mit dem Thema:
Die Potenziale von Moor-PV in der deutschen Landwirtschaft zur effizienten Emissionsminderung und Flächennutzung.

Diese Arbeit überzeugte, weil sie in besonderem Maße eine unmittelbare Verwertbarkeit in der Praxis hat.  Herr Otto hat zunächst die hohen Emissionen aus trockengelegten Mooren dargestellt, die aus klimapolitischen und volkswirtschaftlichen Gründen eine nahezu komplette Wiedervernässung von Mooren notwendig machen. Zum andern wurde der durch die notwendige Energiewende ausgelöste Flächenbedarf für Freiflächen-PV dargestellt. In dieser Schnittstelle könnte Moor-PV eine mögliche Lösung sein, um beide Themenkomplexe zu verbinden.

Überzeugt hat die Vielfalt der vorgenommenen Modellberechnungen, die erkennen lassen, welche Anforderungen für eine erfolgreiche Umsetzung erfüllt sein müssen.

Die Wiedervernässung von Mooren und der Ausbau von Freiflächen-PV sind beides Prozesse, die unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Literatur hinsichtlich ihrer Klimawirkung und wirtschaftlichen Vorteile vorangetrieben werden müssen - so das Ergebnis des Preisträgers.

Anschließend überreichte Herr Fabel den PreisträgerInnen die Urkunden und wünschte Ihnen für Ihre weiteren Berufsweg alles Gute.

Herr Dr. Möller überreichte dann als Vertreter des Chapter Agrarwissenschaften des Alumni e.V. den gemeinsamen Förderpreis im Bereich der Masterarbeiten.

Die originellste Masterarbeit soll eine besondere Bedeutung für Wissenschaft oder Praxis haben, wobei Praxis hier für die gesamte Breite der Agrarwirtschaft steht.

Auch hier gab es zwei Zweitplatzierte.

Ausgezeichnet wurde Herr Maximilian Zerbe für seine Arbeit mit dem Titel: Entwicklung landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen in Deutschland bei verschiedenen Zukunftsszenarien: Ein Vergleich der Metriken GWP100 und GWP* (GWP= Global Warming Potential).

Diese Arbeit konnte zeigen, dass landwirtschaftliche THG-Emissionen in Deutschland in den letzten Jahren nur ca. ein Viertel so hoch sind, wenn diese mit der neuen Metrik GWP* statt der herkömmlichen Metrik GWP100 bewertet werden. Während im Ohne-Maßnahmen-Szenario die THG Emissio-nen bei beiden Metriken ansteigen, sinken diese jeweils im Mit-Maßnahmen-Szenario und im Fleischkonsum-Szenario.  Die Arbeit berücksichtigt verschiedenste Parameter, wie z.B. der Einsatz des Futtermittelzusatzstoffes 3-NOP, und zeigt den Einfluss auf die Treibhausgasemissionen.

Ebenfalls Zweitplatzierter ist Herr Jonas Wandt mit seiner Arbeit: Landwirtschaftlicher Produktionsverlust in Südniedersachsen – Ursachen sowie Auswirkungen durch den Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche und einem Pflanzenschutzmittelverbot im Rahmen der SUR (Sustainable Use Regula-tion).

Ermittelt werden konnte, dass die landwirtschaftliche Nutzfläche zwischen 1979 und 2022 in den betrachteten Kommunen um 65.417 ha zurückgegangen ist und von einem Pflanzenschutzmittelverbot der SUR wären etwa 157.203 ha betroffen. Die umfangreichen Daten zeigen, das der Flächenverlust nur aufgehalten werden kann, wenn die Politik sich an die bestehenden Zielvorgaben hält. Anpassungen übergeordneter Gesetze sind möglich, dürfen aber keine Abschwächung beinhal-ten.

Ein Verbot durch die SUR sowie ein fortschreitender Flächenverlust haben Einfluss auf die globale Ernährungssicherheit, verlagern ökologische Probleme ins Ausland und erschweren die Reaktion auf internationale Herausforderungen.

Erstplatzierter ist Herr Tim Dörmann mit folgendem Thema: Total Cost of Ownership (TCO) eines batterieelektrischen Traktors am Beispiel des CLAAS ARION 470 – eine stochastische Simulation verschiedener Zukunftsszenarien.

Diese Arbeit überzeugte, weil sie erstmalig darstellt, welche TCO ein E-Traktor in der Gegenwart und im Jahr 2030 unter der Berücksichtigung von verschiedenen Zukunftsszenarien im Vergleich zu einem konventionellen Traktor hat. Zudem wurde analysiert, gegenüber welchen Variablen die TCO eines E-Traktors die höchste Sensitivität aufweisen und somit das größte Potenzial für eine Reduktion der TCO eines batterieelektrischen Traktors haben. Die Untersuchung zeigt, dass ein batterieelektrischer Schlepper gegenwärtig noch deutlich höhere TCO pro Betriebsstunde ausweist. Eine Veränderung von förderpolitischen Vorgaben hat einen großen Einfluss auf die TCO von E-Traktoren. Auch wurde das jeweilige Nutzungsprofil des Schleppers bewertet und vor allem die hohe Sensitivität gegenüber den Diesel- und Strompreisen sowie den Anschaffungspreisen beider Antriebsvarianten dargestellt.

Die jeweils Erstplatzierten, Herr Hans-Asmus Otto (Bachelor) und Herr Tim Dörmann (Master), wur-den eingeladen auf unserer nächsten Mitgliederversammlung am 15. Mai 2025 einen Vortrag zu halten.