Rainer Fabel, Direktor der Albrecht Thaer Gesellschaft, brachte in der Begrüßung anlässlich der feierlichen Einweihung des neuen Standortes am Freitag, den 03. März 2023 im Vortragssaal des Historischen Gebäudes der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek (SuB) in Göttingen seine Freude zum Ausdruck, nach drei langen Jahren der Pandemie die Gäste der Veranstaltung endlich begrüßen zu können. Fabel stellte fest, dass es schon lange an der Zeit war, den Vollzug der Überführung der Albrecht Thaer Bibliothek vom Stadtarchiv Celle an die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen zu würdigen. Heute nun ist es trotz anhaltend turbulenter Zeiten endlich soweit: Wir können den Umzug der Thaer Bibliothek nach Göttingen nunmehr offiziell feierlich in Präsenz würdigen.
Direktor Fabel gab zunächst einen kurzen Rückblick zur Historie der Thaer-Bibliothek und zum Standortwechsel von Celle nach Göttingen aus der Sicht der Albrecht Thaer Gesellschaft. Er stellte fest, dass die Thaer-Bibliothek bisher eine über 250-jährige äußerst wechselvolle Geschichte hatte. Historische Quellen zeigen, dass die Gründung und die ersten Jahre des Aufbaus aufgrund fehlender Finanzmittel nur sehr schleppend verliefen. Erst mit der Einführung von Mitgliedsbeiträgen durch die Königlich Hannoversche Landwirtschafts-Gesellschaft zu Celle änderte sich die finanzielle Situation.
Die Unterbringung der Bibliothek gestaltete sich ebenfalls schwierig. So habe man insgesamt zwölf Standortwechsel seit 1764 zu verzeichnen, darunter auch die 1944 erforderliche Sicherung des wertvollen Buchbestandes in einem Depot in Wathlingen im Landkreis Celle.
Dort hat die Sammlung den Krieg unbeschadet überstanden.
Derzeit umfasst der gesamte historische Buchbestand der Bibliothek 2.888 Titel mit insgesamt rund 8.000 Bänden, darunter 276 aus dem 18. Jahrhundert. Der Schwer-punkt der Sammlung liegt mit 2.502 Titeln im 19. Jahrhundert. Über 90 Prozent der Titel sind in deutscher Sprache verfasst. Fachlich dominieren allgemeine Lehrbücher und Sammelwerke, Schriften und Lehrbücher zum Ackerbau und zur Viehzucht sowie Zeitschriften, bei denen es sich im Wesentlichen um Periodika handelt.
Fabel hofft, mit dem Standortpartner Niedersächsische Staats- und Universitäts-bibliothek (SuB) in Göttingen nunmehr eine langfristige Lösung für die Thaer Bibliothek gefunden zu haben. Finanziell konnte die Überführung der Bibliothek einschließlich deren Katalogisierung und der Digitalisierung diverser wertvoller historischer Titel nur dank der Unterstützung durch die VGH-Stiftung und die Landwirtschaftliche Brandkasse in Hannover geschultert werden.
Fabel nahm dies zum Anlass, sich persönlich und im Namen der Albrecht Thaer bei den anwesenden Vertretern der VGH und der SuB zu bedanken.
Dr. Fieseler, Leiter der Abteilung Spezialsammlungen und Bestandserhaltung der SuB, nannte als wichtigstes Ziel des gemeinsamen Projektes „Katalogisierung und Digitalisierung der Bibliothek der Albrecht-Thaer-Gesellschaft“ der SuB und der ATG die Katalogisierung der 2.888 Titel (in 8.000 Bänden) umfassenden Albrecht-Thaer-Bibliothek im digitalen Bibliothekskatalog der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.
Das Vorhaben lief vom 1.1.2019 bis zum 31.1.2021 und wurde von der VGH-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Landschaftlichen Brandkasse Hannover finanziert.
Nach dem Umzug der Bibliothek von Celle nach Göttingen Anfang Januar 2019 wurden die Bände im Magazin im Historischen Gebäude der SUB Göttingen aufgestellt; die Thaer-Sammlung belegt dort eine Fläche von 220 Regalmetern. Etwa 250 beschädigte, stark verschmutzte bzw. von Schimmelschäden betroffene Bände wurden gereinigt und restauriert.
Für die Katalogisierung der 2.888 Titel war ab Februar 2019 Theresa Waldmann zuständig, die in der SUB als
Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste angestellt ist. Sie sortierte die Bände bei der Bearbeitung nach Signaturen und hängte Titel an Katalogeinträge an, die in Datenbank K10plus,
welche zusammen vom Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV) und dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund (SWB) betrieben wird, bereits vorhanden waren. Schwierige und noch nicht vorhandene Titel
markierte sie für die MitarbeiterInnen Silke Findorf, Anja Lüders und Karsten Otte, die diese dann autooptisch katalogisierten. Erwin Müller prüfte, ob ein Titel bereits digitalisiert vorlag oder
ob er im Laufe des Projekts noch digitalisiert werden konnte. Bereits in der SUB Göttingen oder in anderen Bibliotheken vorliegende Digitalisate wurden in den Titelaufnahmen verlinkt. Insgesamt
waren 60% der Titel noch nicht in der SUB Göttingen vorhanden, so dass die Thaer-Sammlung eine wertvolle Bereicherung für die Bestände der Bibliothek darstellt.
Knapp 300 Bände der Thaer-Bibliothek wurden im Zuge des Projekt digitalisiert und sind in einer eigenen Kollektion des Göttinger Digitalisierungszentrums verfügbar:
https://gdz.sub.uni-goettingen.de/collection/thaer-bibliothek
Zudem wurde für die Bände der Thaer-Bibliothek eine eigene Webseite erstellt, auf der die Sammlung präsentiert wird und die verschiedene Sucheinstige bietet. Diese Webseite mit dem Katalog ist unter
erreichbar.
Nach der Einarbeitung der Bücher können diese nun im OPAC der SUB Göttingen recherchiert werden und sind im Lesesaal für Alte Drucke im Historischen Gebäude der Bibliothek für die Wissenschaft und die Öffentlichkeit zugänglich/einsehbar.
Herr Tolga Özbek-Hanke, Abteilungsleiter Unternehmenskommunikation der VGH Versicherungen Hannover, überbrachte die herzlichsten Grüße des Vorstandsvorsitzenden, Herrn Dr. Ulrich Knemeyer, der aus persönlichen Gründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte.
In seinem Grußwort stellte Herr Özbek-Hanke fest, dass heute mit dem Umzug der Bibliothek nach Göttingen ein neues spannendes Stück Geschichte der Albrecht-Thaer-Gesellschaft geschrieben wird. Dies ist umso bedeutsamer, da die in dieser Bibliothek vorhandene Büchersammlung einmalig ist.
Außerdem konnte mit dem Umzug nach Göttingen der Fortbestand des Archivs gesichert werden. Aus der Sicht von Özbek-Hanke ein schöner Anlass, die Zukunft der Bibliothek zu feiern. Zumal mit dem Umzug der Bibliothek auch ein Ort der Begegnung, des Lernens, der sozialen, kulturellen und digitalen Teilhabe geschaffen wurde. Mit diesem neuen Konzept der Thaer Bibliothek soll zum Austausch über das für alle Niedersachsen so wichtige Thema „Die Landwirtschaft mit dem Fokus auf die Region Hannover“ eingeladen werden.
In seinen Ausführungen machte Özbek-Hanke deutlich, dass für die VGH als Regionalversicherer das Thema Landwirtschaft eines der wichtigsten überhaupt ist. Er stellte heraus, dass es um Tradition, um unsere historischen Wurzeln, aber auch um zukunftsfähige Konzepte und Transformation geht. Özbek-Hanke legte dar, dass sich die VGH der Landwirtschaft seit jeher sehr verbunden fühlt. So pflege das Mutterunternehmen der VGH, die Landschaftliche Brandkasse Hannover, seit jeher eine enge Verbindung zur Landwirtschaft. Die Geschäftsgrundlage bilde dabei immer schon das Solidaritätsprinzip: Viele zahlen gemeinsam in eine Kasse ein, um im Brandfall dem einzelnen Betroffenen helfen zu können. Daher ist es nicht verwunderlich, dass heute etwa die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe in Niedersachsen bei der VGH und ihren Töchtern versichert sind.
In seinen weiteren Ausführungen bestätigte er, dass die Landschaftliche Brandkasse Hannover die Albrecht-Thaer-Gesellschaft bereits seit 1958 regelmäßig und seit 2001 sogar jährlich unterstützt. Die Umsiedelung der Bibliothek sei trotzdem ein besonderes Förderprojekt gewesen. Warum? Wegen der Wichtigkeit der Landwirtschaft für Niedersachsen als Flächenbundesland und Agrarland. Özbek-Hanke betonte: „In unserer Unternehmensphilosophie ist die Förderung der gesellschaftlichen und individuellen Lebensqualität fest verankert. So sehen wir uns als Förderer des kulturellen Erbes hier in der Region. Uns war es daher immer ein besonderes Anliegen, gemeinsam mit der VGH Stiftung den Standortwechsel der Bibliothek und somit die Wahrung des Erbes von Albrecht Thaer zu unterstützen.
Bei aller Notwendigkeit, den Blick nach vorn auf Zukunftsthemen zu richten, sehen wir aber auch die Verpflichtung gegenüber der Tradition, ihre historischen Wurzeln und damit auch die Landwirte und die Förderung des Austauschs zum Thema Landwirtschaft im Blick zu behalten und zu ehren.
In diesem Sinne freue ich mich auf die Feier eines Stücks landwirtschaftlicher Geschichte in Niedersachsen und die weitere Diskussion zum Thema rationelle Landwirtschaft.“